Maria war dabei gewesen, als Josef von Arimathäa und Nikodemus den Leib des Herrn in ein in den Felsen gehauenes neues Grab gelegt und einen großen Stein an die Tür der Gruft gewälzt hatten. Und nun war er zurückgewälzt worden, so dass der Eingang wieder zugänglich war. Warum? – Um Jesus herauszulassen? Nein, Er hätte ebenso aus dem Grab herauskommen können, wie Er am Abend des Auferstehungstages trotz der verschlossenen Türen in die Mitte der Jünger getreten ist. Der Grund, warum der Stein weggenommen war, war nicht, um Jesus herauszulassen, sondern um Petrus und Johannes hineinzulassen, damit sie sehen konnten!
Und was sahen sie dort? Sie sahen, dass der Leichnam Jesu weg war, aber die leinenen Binden, in die Sein Leib gewickelt worden war, noch daliegen. Im griechischen Text von Johannes 20,1 -8 werden drei verschiedene Wörter für „sehen“ verwendet. Wenn es in Vers 1 heißt, dass Maria „sieht“, steht da ein Wort, das „sehen“ im Sinne von „anschauen“ oder „bemerken“ bedeutet. Ebenso in Vers 5, wo Johannes, vornübergebeugt ins Grab schauend, die Leinenbinden „sieht“. Auch von Petrus, der als erster in die Gruft hineingeht, lesen wir, in Vers 6, dass er „sieht“; Das hier verwendete Wort für „sehen“ hat eine ähnliche Bedeutung wie das „Sehen“ zuvor. Aber dann, in Vers 8, als Johannes nun ebenfalls die Gruft betritt und „sah“ und glaubte, steht ein Wort, das auch mit „er wusste“ oder „verstand “ übersetzt werden kann. Johannes „begriff“ also, was er sah! Beim Betrachten der Binden und des Schweißtuches, „das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort“, Vers 7, ist ihm aufgegangen, dass Jesus lebt. Er hatte „verstanden“. Aufgrund dessen, was er „sah“, glaubte er, dass Jesus auferstanden ist, bevor ihm der Auferstandene persönlich begegnet ist.
In Vers 9 fügt Johannes dem jedoch etwas hinzu, das zunächst einmal rätselhaft erscheinen kann: Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen musste. Wir dürfen es wohl so verstehen, dass Johannes damit sein Bedauern ausdrückt, dass er erst „jetzt“ zum Glauben an die Auferstehung gelangt ist. Denn wenn die Jünger schon damals die Schrift besser gekannt und verstanden hätten, hätten sie sich der Auferstehung ihres Herrn schon bei Seinem Sterben gewiss sein können. Als viele Jahre später Johannes sein Evangelium schreibt, hatte er darüber Klarheit erlangt. Zu seinem Glauben, der zunächst auf Sichtbarem basierte – auf dem offenen Grab, dem verschwundenen Körper und der eigenartigen Anordnung der Binden und des Schweißtuches – so gut das auch gewesen ist, um Johannes in diesem Moment zu überzeugen – war das Wissen um die irrtumslosen Verheißungen der Auferstehung im Wort Gottes hinzugekommen.
Beobachtung und persönliche Erfahrung sind nicht genug! Das Alte Testament – am deutlichsten in Psalm 16,10 – und auch Jesus selbst – in Matthäus 16,21 und vielen weiteren Stellen – sagten voraus, dass der Messias von den Toten auferstehen würde. In 2. Petrus 2,1 schreibt Petrus, dass wir gut daran tun, auf das prophetische Wort zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in unseren Herzen aufgeht. Von dieser festen Grundlage her konnte Johannes nun nicht nur bezeugen, was er gesehen und gehört hat – das allein ist schon wunderbar -, sondern auch, dass alles schon vor langer Zeit von den Propheten vorausgesagt worden war. So wird seine subjektive Erfahrung durch die objektive Prophezeiung der Bibel untermauert – und das ist unerschütterlich. So zeigt uns Vers 9 die grundlegende Bedeutung des Wortes Gottes. Jesus sagt in Matthäus 24,35: „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber sollen nicht vergehen.“
Auch unsere Erfahrungen, die wir mit Christus machen, sind nur gültig, wenn sie mit dem Wort Gottes überein-stimmen. Wenn unsere Erfahrungen mit der Schrift Hand in Hand gehen, können wir uns allem stellen.
So einen unerschütterlichen Glauben, der auf dem sicheren Wort Gottes und einer persönlichen, lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, dem auferstandenen Erlöser, basiert, wünsche ich uns allen!
Joe Wittrock