Vor einigen Monaten fragte mich eine Frau während eines Gesprächs über den christlichen Glauben, warum ich nicht die Kirche besuche, in der ich getauft und konfirmiert wurde, sondern in unsere Gemeinde gehe. Nun, Taufe und Konfirmation liegen über 50 Jahre zurück und in dieser Zeit hat sich mein Glaube verändert und auch die Kirche. Ich habe damit argumentiert, dass mir viele Kirchen zu liberal sind – etwa in Fragen der Abtreibung und der Homosexualität. Mit dieser Begründung setzte ich mich natürlich dem Vorwurf aus, überkommene Moralvorstellungen zu vertreten. Im Nachhinein wurde mir klar, dass so eine Begründung für den Besuch einer christlichen Gemeinde nicht ausreicht, weil sie am Wesentlichen vorbeigeht und zudem ungeschickt ist, da sie anstrengende Diskussionen über Moral und Weltfremdheit provoziert. An Ostern ist mir neu bewusst geworden, dass es mich in die Gemeinde zieht, weil ich an den auferstandenen Christus glaube und Gemeinschaft gefunden habe mit Menschen, die diesen Glauben teilen. Der Glaube an die Auferstehung (und die Wiederkunft) Jesu ist für mich das Fundament meines Christseins.
„Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt; wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube.” (1. Kor. 15, 13-14)
Das apostolische Glaubensbekenntnis, das in vielen Gottesdiensten der westlichen christlichen Kirchen und Konfessionen gesprochen wird, nimmt die biblischen Aussagen zur Auferstehung auf.
„Jesus Christus …
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.”
Jeden Sonntag sprechen Millionen von Christen in ihren Gottesdiensten gemeinsam dieses Glaubensbekenntnis. Es gibt allerdings sehr verschiedene Interpretationen über die Auferstehung, die vielfach Kernaussagen der Bibel zu diesem Thema relativieren. Das Glaubensbekenntnis wird dann eher als Bestandteil christlicher Überlieferung angesehen denn als Zeugnis des eigenen Glaubens. Dabei ist die Auferstehung auch historisch relativ gut bezeugt; sonst hätte Paulus die folgenden Verse kaum glaubhaft und unwidersprochen schreiben können:
„Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften; und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt übrig geblieben, einige aber auch entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann den Aposteln allen; zuletzt aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.” (1. Kor. 15,3 ff.)
In einer Gemeinschaft, wo dieser Glaube an die Auferstehung nicht infrage gestellt sondern wie in der frühen Christenheit ernsthaft gelebt wird, da fühle ich mich zuhause – über alle Konfessionsschranken hinweg.
Jesus selbst hat von sich gesagt:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.“ (Joh. 11,25 )
Helmer Schmidt