Jeder von uns erlebt im Laufe seines Lebens Verletzungen und Kränkungen. Manch einer ist verbittert, verzweifelt, verstört oder deprimiert. Ich las einmal die Beobachtung, dass jeder Depression meistens eine starke seelische Verletzung vorausgeht. Es gibt also Dinge, die uns ganz schön aus der Bahn werfen können und an denen wir lange zu knabbern haben.
Doch wir dürfen und brauchen nicht darin stecken zu bleiben. Denn wir kennen einen Zufluchtsort, der uns Erleichterung verspricht! Wir werden in der Bibel immer wieder aufgefordert, unsere Lasten bei IHM abwerfen. ER will für uns sorgen und sich unserer kleinen und großen Kränkungen annehmen.
In 1. Petrus 5, 6-7 werden wir aufgefordert: „Beugt euch also unter die starke Hand GOTTES, dann wird ER euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und legt alle eure Sorgen bei IHM ab, denn ER sorgt für euch.“
Dieses Beugen unter die mächtige Hand GOTTES meint ein „Ja“ zu Seinen Wegen zu haben! Das ist zugegebenermaßen oft nicht einfach und lässt sich leicht sagen. Manchmal können wir einfach gar nichts tun, als nur den Schmerz und die Verletzung auszuhalten und bei IHM abzulegen, wozu uns der Vers auffordert. ER verspricht, für uns zu sorgen und uns zu erhöhen zu Seiner Zeit.
Mich beeindruckt gerade das Leben Josephs sehr. Die Verletzungen, die er von Seiten seiner Brüder erlitten hatte, waren absolut traumatisch. Sie planten, obwohl sie seine Todesangst sahen, ihn kaltblütig zu ermorden bzw. in eine Grube zu werfen, um ihn dort seinem Schicksal zu überlassen. Doch da gerade eine Karawane vorbeikam, verkauften sie ihn nach Ägypten. Joseph, 17 Jahre jung, erlebte auch in Ägypten, obwohl er sich seinem Chef gegenüber loyal verhalten hatte, eine äußerst ungerechte Bestrafung, nämlich Gefängnis!
Und auch hier ging es mit Enttäuschung weiter: Der, dem er geholfen hatte (der Mundschenk), vergaß ihn schlichtweg. Und wer jetzt glaubt, dass Joseph ein verbitterter und am Leben verzweifelter Mann geworden wäre, der irrt. Er vertraute auf GOTT und erlebte zu Seiner Zeit die „Erhöhung“. Seine Integrität, die er in allen Situationen bewiesen hatte, brachte ihm vielleicht vordergründig erst einmal Nachteile, doch GOTT sorgte für Joseph in erstaunlicher Weise. Die Erhöhung war beachtlich!! Er wurde zum 2. Mann von Ägypten, siehe 1. Mose 41!
Joseph hatte seinen Brüdern bereits vergeben, bevor sie überhaupt eine Entschuldigung ausgesprochen hatten. Und die Entschuldigung, die sie schließlich, erst nach 17 Jahren, nach dem Tod des Vaters, vorbrachten, war aus Angst, Joseph könnte sich nun an ihnen rächen wollen, mehr als fragwürdig. Auch hier kam der edle Charakter Josephs zum Vorschein: „Fürchtet euch nicht! Bin ich denn an GOTTES Stelle? Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun, aber GOTT gedachte es gut zu machen …“, siehe 1. Mose 50, 19.
Er sah in allem, auch in den schlechten Dingen seines Lebens, die starke Hand GOTTES. Er hatte ein Ja zu Seinen Wegen gefunden und hatte sich unter Seine starke Hand gebeugt und alle seine Nöte bei IHM abgegeben. Kein Nachtragen! Keine Nabelschau und erst recht keine Vergeltung! Er redete freundlich mit seinen Brüdern, tröstete sie und versprach ihnen Versorgung und Sicherheit!
Nur wer seinen GOTT so kennt, liebt und IHM vertraut, kann so reden und reagieren. Davon wünsche ich mir und uns allen etwas mehr.
H. Lüling